Trinkwasser in Deutschland

Blatt mit Wassertropfen

Der Wassergebrauch (Trinkwassergebrauch), auch Wasserverbrauch in Deutschland sank zuletzt seit 1990 bis ins Jahr 2000 und blieb seitdem etwa auf diesem Niveau. Warum ist das so? Ist das Sparen von Trinkwasser überhaupt sinnvoll? Welche Vorteile oder Nachteile entstehen durch das Wasser sparen? Diesen Fragen werde ich hier genauer auf den Grund gehen, um etwas Klarheit in das Thema des Wasser sparens zu bringen.

Anders als in vielen anderen Ländern wird das in Deutschland verwendete Wasser zum größten Teil in Kläranlagen (Wasseraufbereitungsanlagen) gereinigt und anschließend wieder der Natur zugeführt. Man spricht deshalb nicht von einem Wasserverbrauch, sondern von einem Wassergebrauch, da das Wasser nach seiner Verwendung nicht unbrauchbar wird. Ohnehin kann das Wasser selbst oder zumindest die einzelnen Bestandteile nicht verbraucht werden, da wir uns auf der Erde in einem geschlossenem System befinden. Das Wasser wird allerdings verunreinigt und für uns nicht mehr verwendebar ohne es zunächst wieder aufzubereiten.

Woher kommt das Trinkwasser eigentlich?

Trinkwasser ist eigentlich nichts anderes als aufbereitetes Regenwasser, welches z. B. aus Brunnen (Grundwasser) oder Quellen gewonnen wird. Zweidrittel (69,9 %) unseres Trinkwassers stammen aus Grund- und Quellwasser, 30,1 % aus Oberflächengewässern (Talsperren, Uferfiltrat, angereichertes Grundwasser, direkte Entnahmen aus Flüssen und Seen).1 Aufgrund der hohen Qualitätsansprüche an das Trinkwasser in Deutschland muss das Grund- und Quellwasser meist zusatzlich aufbereitet werden. Die Qualitätsansprüche an das Trinkwasser sind höher als an Mineralwasser oder Tafelwasser. Die Wasserquellen füllen sich durch Niederschlag und zufflüsse aus Benachbarten Ländern (Flüsse und Grundwasser) selbstständig wieder auf. Es kann theoretisch immer die gleiche Menge entnommen werden, welche sich durch den natürlichen Wasserkreislauf regelmäßig regeneriert.

Wie viel Trinkwasser gibt es in Deutschland?

Deutschland verfügt über einen Wasserspeicher von etwa 188 Mrd. m³, welcher sich durch Niederschläge regeneriert und aus Nachbarländer hinzufließt. Die 188 Milliarden m³ bestehen überwiegend aus Oberflächenwasser wie Flüsse und Seen. 49 Mrd. m³ (ca. 26 %) davon sind Grundwasser2. Von der verfügbaren Wassermenge (188 Mrd. m³) werden jährlich etwa 13,5 % (25,3 Milliarden m³) entnommen, verwendet und anschließend Aufbereitet und wieder zugeführt. Es entsteht ein Wasserkreislauf. Auf die öffentliche Wasserversorgung (Endverbraucher) fallen etwa 5,2 Mrd. m³ im Jahr, was etwa 2,8 % der gesamten zur Verfügung stehenden Wassermenge ausmacht. Der größte Anteil wird für die Abwasserentsorgung und die nichtöffentliche Wasserversorgung (Bergbau, Industrie, Landwirtschaft, Energieversorgung (Kühltürme etc.)) verwendet. Stand 2016.3

Der Wassergebrauch der nichtöffentlichen Wasserversorgung ist seit 1991 rückläufig und hat sich bis 2016 um 53 % verringert.4 Hier ist allerdings anzumerken, dass die Reduktion zu einem großen Teil darauf zurückzuführen ist, dass es in Deutschland kaum noch Bergwerke gibt und das wir unseren Wasserkonsum ins Ausland exportiert haben, indem die Produktionsstandorte in andere Länder verlagert wurden und statistisch nicht mehr dem deutschen Wassergebrauch zugeordnet werden.

Lange Zeit ging man davon aus, dass das Wasser in Deutschland in ausreichender Menge zur Verfügung steht und sich an diesem Zustand auch so schnell nichts ändern würde. Die heißen Sommer und langen Trockenperioden vorallem in den Jahren 2018 und 2019 führten zu einem leichten Rückgang des Grundwasserspiegels, da in diesen Jahren mehr Wasser entnommen, als durch Niederschlag wieder eingespeist wurde, was zu einem Umdenken bezüglich der verfügbaren Trinkwassermenge führte. Während die Niederschlagsmengen in den letzten 40 Jahren im Mittel sogar leicht zugenommen hat, stieg die mittlere Temperatur im laufe der Jahre ebenfalls leicht an5. Der Temperaturanstieg wird nach aktuellem Kenntnisstand in den nächsten Jahren weiter vorranschreiten. Beim Niederschlag ist der Trend zu beobachten, dass die Winter zukünftig mehr und die Sommer etwas weniger Niederschlag mit sich bringen.

Entwicklung des Wassergebrauches in Deutschland von 1990 bis 2020

Der Wassergebrauch ist seit 1990 stetig gesunken. Hat jeder Bürger 1990 noch im Schnitt 147 Liter Wasser pro Tag verwendet, so waren es 2020 noch etwa 129 Liter. Seit etwa 2000 ist der Wassergebrauch somit auf einem gleichbleibendem Niveau. Das folgende Diagramm zeigt den Wassergebrauch pro tag und Person der jahre 1990 bis 2020. Es handelt sich hierbei um den direkten Wasserbedarf im Haushalt. Der virtuelle Wassergebrauch, also der tatsächliche Wassergebrauch, welcher versteckt in unseren Konsumgütern enthalten ist, liegt bei etwa 7.200 Liter pro Person und Tag. (Stand 2022)67

Kraftwerke decken ihren Wasserbedarf weitestgehend selbst

Kraftwerke werden in der Regel unmittelbar an Seen oder anderen Gewässern errichtet, um das Wasser dieser Gewässer zur Kühlung zu verwenden. Sie verwenden also wenig bis kein Wasser aus den Wasserleitungen der öffentlichen Wasserversorgung. Ein sehr großer Teil wird allerdings über die Kühltürme verdunstet.

Warum sinkt der direkte Wassergebrauch?

Dass der direkte Wassergebrauch seit Jahren sinkt, liegt nicht nur daran, dass wir in Deutschland bewusster mit unserem Trinkwasser umgehen als früher und dass wasserverbrauchende Geräte wie Waschmaschinen und Geschirrspülmaschinen immer weniger Wasser benötigen, sondern vor allem auch daran, dass viele Industrien wie Kokereien, Bierbrauereien und Stahlindustrien, welche den Löwenanteil des Wasserkonsums ausmachen schließen. Während der Wassergebrauch im Haushalt rückläufig ist, steigt der virtuelle Wassergebrauch und damit der Wasserfußabdruck seit Jahren an.

Vorteile des Sparens

Die Vorteile eines geringeren Wassergebrauches ergeben sich vor allem für die Vegetation, welche durch einen erhöhten Grundwasserspiegel profitieren. Die Wurzeln von Bäumen reichen leichter in das Wasser und Dürreschäden bleiben aus. Auch viele Moore profitieren von einem hohen Grundwasserspiegel. Aus ökologischer Sicht ist das Einsparen von Wasser vor allem auch in der für die Aufbereitung, Förderung, Transportierung und Erhitzung (Heißwasser) benötigten Energie zu begründen, denn ein erhöhter Wasserbedarf ist mit einem erhöhten Energieaufwand und damit einhergehend mit einer erhöhten CO₂-Emission verbunden.

Nachteile des Sparens

Die Nachteile des Sparens von Wasser sind für den Verbraucher in der Regel nicht auf den ersten Blick erkennbar, da viele der Meinung sind etwas Gutes für die Umwelt zu tun und gleichzeitig Geld zu sparen. Allerdings ist dies ein Trugschluss, da durch die geringere Wasserabnahme zusätzliche Arbeit für die Wasserzulieferer entsteht.

Probleme für die Wasserversorgungsunternehmen

Die Wasserversorgungsunternehmen müssen dafür sorgen, dass die hohen, gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsrichtlinien einzuhalten sind. Diese gelten bis zum Wasserzähler des Verbrauchers. Um die Qualität zu erreichen, ist es unerlässlich, dass das Wasser in den Leitungen ständig in Bewegung ist und rasch verbraucht wird. Durch zu geringen Wasserkonsum allerdings steht das Wasser in den Leitungen, sodass Bakterien mehr Zeit haben sich zu vermehren. Des Weiteren setzen sich bei ruhendem Wasser Minerale an den Rohrwänden ab, wodurch sich der Querschnitt verringert. Um dies zu umgehen, müssen die Wasserrohre regelmäßig durchspült werden. Dies wird natürlich ebenfalls mit dem bereits aufbereiteten Trinkwasser gemacht.

Häufig wird der geringere Wasserkonsum auch für Schäden an Abwasserleitungen verantwortlich gemacht. Denn diese benötigen eine Mindestmenge an Wasser, um giftige Substanzen schnell abzutransportieren und vor allem zu verdünnen. Denn die biologische Klärung in Kläranlagen darf nicht zu hoch konzentrierte Abwässer empfangen.8 In Abwässern bilden sich Schwefelsäuren, welche ebenfalls verdünnt werden müssen, um die Rohrleitungen nicht zu beschädigen. Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass bei der Dimensionierung der Abwasserleitungen auf Eckparameter wie dem Wasserverbrauch von 130 bis 150 Liter pro Tag und Person zurückgegriffen wird. Dieser Wert wird teilweise dramatisch unterschritten. So lag der Wassergebrauch in Sachsen 2005 bei etwa 88 Liter pro Person und Tag.9

Querschnitte der Rohrleitungen verringern gestaltet sich als schwierig

Die Querschnitte der Rohrleitungen zu verringern währe eine gute Möglichkeit, um das Wasser schneller fließen zu lassen und somit eine bessere Wasserqualität bei geringem Wassergebrauch zu erhalten. Allerdings sind die Rohrleitungen so gewählt, dass Sie auch in Zeiten, in denen der Wasserbedarf signifikant ansteigt, wie etwa im Sommer zur Gartenbewässerung genügend Wasser zur Verfügung stellen können. Außerdem benötigt die Feuerwehr bei Großbränden erhebliche Mengen an Löschwasser, welches nur durch einen ausreichenden Querschnitt bereitgestellt werden kann.

Zu enge Abwasserrohre würden Probleme bei starkem Regen mit sich bringen, da das Regenwasser dann nicht schnell genug abfließen könnte.

Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft

Der Klimawandel und die damit verbundenen Temperatursteigerungen vorallem in Deutschland haben starke Auswirkungen auf die zur Verfügung stehende Trinkwassermenge. In Deutschland werden zwar nur etwa 13 – 20 % (je nach Datenquelle) des vorhandenen Grundwassers jährlich verwendet und größtenteils wieder dem Wasserkreislauf zugefügt, allerdings ist die Menge des verdunsteten Wassers seit Anfang des 21. Jahrhunderts größer, als die Menge, welche durch Niederschlag wieder dem Kreislauf hinzugefügt wird. Dieses verdunstete Wasser regnet in anderen Ländern ab und wird so dem Grundwasser in Deutschland entzogen. Gleichzeitig schmelzen die Gletscher der Alpen immer schneller ab, welche heute einen Großteil des Flusswassers ausmachen und zukünftig entsprechend weniger Wasser liefern.10

Der Klimawandel führt zu einer ungleichmäßigeren Verteilung des Niederschlages über das Jahr hinweg. So ist damit zu rechnen, dass Trockenperioden zunehmen und die Niederschläge gleichzeitig an Intensität gewinnen, wodurch sich erheblich Niederschlagsmengen in kürzester Zeit ergeben. Die begradigten Flüsse in Deutschland lassen das Wasser allerdings schnell aus dem Land abfließen, wodurch weniger in das Grundwasser versickern kann.

Einsparen von Warmwasser lohnt sich

Aus ökologischer Sicht lohnt sich vor allem das Einsparen warmen Wassers, da hier viel Energie eingespart werden kann. Das UBA (Umweltbundesamt) schätzt, dass der Energiebedarf für Warmwasser im Schnitt 10 % des Gesamtendenergiebedarfs eines Haushalts ausmacht.11

Nitratbelastung

Ein Thema für sich, aber ebenfalls ein großes Problem für die Trinkwasserversorgung ist die zunehmende Nitratbelastung des Trinkwassers, welche aufgrund der Überdüngung in den letzten Jahren zugenommen hat. Die Trinkwasserbrunnen, müssen in immer tiefere Schichten gebohrt werden, um an unbelastetes Trinkwasser zu gelangen. Allerdings wird dies auf Dauer keine Lösung sein. Nitrat baut sich nur sehr langsam ab und wird uns noch in Jahrzehnten beschäftigen. Eine Entfernung des Nitrats ist kostenintensiv, wird mit zunehmendem Trinkwassermangel aber durchaus als Option in betracht kommen.

Lösungsansätze für die Zukunft

Auf der Erde gibt es 1,4 Milliarden Kubikkilometern Oberflächenwasser, aber es sind nur 0,0001 % davon leicht zugängliches Trinkwasser12, weshalb die Reinigung und erhaltung des verfügbaren Trinkwassers eine wichtige Rolle für uns Menschen spielt. Da der Wassergebrauch nichts über den Wasserverlust eines Landes aussagt und der Wasserverlust neben der irreversiblen Verunreinigung fast ausschließlich auf die Verdunstung zurückzuführen ist, beziehen sich die folgenden Lösungsvorschläge vor allem darauf, die Verdunstung zu vermeiden.

  • Renaturierung von Flüssen
    Durch die Ranaturierung der Flüsse würde das Wasser langsamer abfließen und entsprechend mehr ins Grundwasser versickern.
  • Konsum reduzieren
    Der größte Teil des Wassergebrauches ist auf die Kunsumgüter zurückzuführen. Ein verringerter Konsum kann erhebliche Mengen an Wasser und Energie einsparen.
  • Neue Bewässerungsmethoden
    Über diverse wurzelnahe Bewässerungmethoden, welche eine gezieltere Bewässerung als Kreisregner bieten, kann Wasser eingespart werden. Hier eignen sich z. B. Tropfschläuche. Diese Form der Bewässerung ist allerding mit einem erhöhten Zeitaufwand verbunden.
  • Talsperren
    Über Talsperren und andere Auffangbecken können starke Regenfälle aufgefangen und zwischengespeichert werden. So kann es in Trockenperioden zur Verfügung gestellt werden.
  • Umstieg auf erneuerbare Energien
    Die Verstromung von fossiler Energie benötigt erhebliche Mengen an Wasser für die Kühlung der Kühltürme. Zudem müssen die Gruben der Tagebaue durchgehen leergepumpt werden, damit diese nicht voll Wasser laufen. Alleine der Energiekonzern RWE fördert etwa 580 Millionen Kubikmeter Wasser aus Tagebaue pro Jahr, was fast einem Zehntel der Privatnutzung aller deutschen zusammen entspricht. Davon werden 40 Millionen m³/Jahr dem Öffentlichen Wassernetz zugeführt. Weitere 280 Millionen m³/Jahr werden in die Flüsse geleitet und der Region entzogen. 190 Mio. m³/Jahr werden für die Kraftwerke benötigt, wo es in Kühltürmen verdampft.13
  • Entsalzung
    Entsalzungsanlagen können einen Beitrag zur Trinkwassergewinnung leisten und bieten sich vorallem in küstennahen Regionen an. Allerdings ist sowohl die Umkehrosmose, als auch die Verdampfung ein energieaufwändiges Verfahren. Hier muss die Effizienz verbessert und auf erneuerbare Energien gesetzt werden. Zudem fallen große Mengen Salzlauge als Abfallprodukt an14, welche zukünftig einer Weiterverarbeitung zugeführt werden sollten, um Umweltbelastungen zu vermeiden.

Fazit

Der Wassergebrauch wird fast ausschließlich von unserem Konsumverhalten beeinflusst. Hier ist das Einsparpotenzial am größten. Im eigenen Haushalt lassen sich vorallem durch den Einsatz von kaltem statt heißem Wasser erhebliche Mengen an Energie einsparen.
Der Wasserfußabdruck liegt bei durchschnittlich ca. 7.200 Liter pro Person und Tag in Deutschland. Lediglich 14 % davon stammen aus dem Inland.15 Wir sind seit Jahren aufgrund unseres Konsumverhaltens darauf angewisen, dass andere Länder das Wasser und auch andere Rohstoffe für uns zur Verfügung stellen.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass das Wasser in Zukunft in einigen Regionen der Welt knapper und in anderen Regionen auch mehr wird. Deutschland ist eines der Länder, wo der Wasserverlust am schnellsten vonstatten geht. Nur durch ein Umdenken sowohl in der Wirtschaft, als auch der Politik und der Bevölkerung kann ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren Ressourcen erfolgen.

Einzelnachweise

  1. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (www.bdew.de): Fakten zum Trinkwasser
  2. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (PDF): Grundwasser in Deutschland
  3. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (www.bdew.de): Fakten zum Trinkwasser
  4. UBA – Umweltbundesamt Deutschland (www.umweltbundesamt.de): Nichtöffentliche Wasserversorgung
  5. wetterkachelmann.com: Trends der Niederschlagshöhe
  6. Technische Universität Berlin: Der Wasserfußabdruck von Deutschland
  7. Umweltbundesamt: Der Wasserfußabdruck von Deutschland
  8. pflichtlektuere.com: Ist Wasser sparen sinnlos?
  9. wikipedia.de: Abwasseranfall
  10. wiwo.de (Wirtschaftswoche): Gletscherschmelze eine Gefahr für Europas Flüsse
  11. Umweltbundesamt: Umweltbundesamt – Trinkwasser
  12. biooekonomie-bw.de: Kläranlagen produzieren nicht nur sauberes Wasser
  13. RWE: Kein Tagebau ohne Entwässerung
  14. scinexx.de: Die Schattenseite der Entsalzung
  15. Umweltbundesamtb (UBA): Der Wasserfußabdruck von Deutschland