Brunnenbau selbst gemacht

Mittelalterlicher Brunnen

Einen eigenen Brunnen im Garten – wer hat davon nicht schon einmal geträumt? Schließlich ist so ein Brunnen nicht nur hübsch anzuschauen, er kann auch vielfältige Funktionen erfüllen. Zunächst steht allerdings die sorgfältige Planung an, ein Brunnenbau-Projekt ist nicht mal eben in ein paar Stunden abgeschlossen. Sorgfältige Vorbereitung und eine professionelle Durchführung sind unbedingt notwendig, um am Ende das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Bevor Sie an diese Planungsarbeiten gehen, sollten Sie sich zunächst ein paar Gedanken darüber machen, welche Funktion der Brunnen in Ihrem Garten erfüllen soll.

Wozu brauche ich einen Brunnen?

In früheren Zeiten war ein Leben ohne Brunnen quasi unmöglich. Schließlich handelt es sich hierbei um die einzige Möglichkeit, an fast jedem gewünschten Ort und zu jeder Zeit Wasser zur Verfügung zu stellen, zum Beispiel als Trinkwasser, aber auch zum Baden, Waschen etc. Heute sieht die Situation etwas anders aus. Die Trinkwasserversorgung geschieht zuverlässig durch unterirdische Leitungen, die zu jedem Haushalt führen. Zum reinen Überleben ist ein Brunnen im Garten also keineswegs mehr erforderlich. Dennoch kann solch ein Brunnen nicht nur ein optisches Highlight sein, sondern auch sinnvolle Funktionen erfüllen.
Das dort geförderte Wasser kann zum Beispiel zum Betrieb von Waschmaschinen oder Toilettenspülung genutzt werden. Auch zum Gießen und Bewässern des Gartens bzw. seiner Pflanzen ist Brunnenwasser sehr gut geeignet. Lediglich als Trinkwasser kann es heutzutage in der Regel aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr verwendet werden.

Die Kostenrechnung

Wer seinen Gartenbrunnen als reines Mittel zum Zweck sieht, der sollte nun mit dem Rechnen beginnen. Dazu zieht man den persönlichen Verbrauch sowie den aktuellen Preis für Trinkwasser heran und stellt diese Werte den Bau- und Betriebskosten des Brunnens, der Kapazität sowie der erwarteten Lebensdauer gegenüber. Im Idealfall sollte sich dann aus der entsprechenden Berechnung ein Gewinn ergeben. Natürlich lässt sich beim Bau des eigenen Brunnens im Garten eine ganze Menge Geld einsparen, wenn man selbst Hand anlegt und diese Aufgabe nicht einem Profi überlässt. Daher haben wir im Folgenden die wichtigsten Informationen zum Thema „Brunnen selbst bauen“ zusammengetragen.

Die Genehmigung ist Pflicht

Wer den Entschluss gefasst hat, einen eigenen Brunnen im Garten zu bauen, für den sind erst einmal bürokratische Hürden zu überwinden, bevor dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt werden kann. Der Grund: Zum Bau eines eigenen Brunnens muss eine entsprechende Genehmigung eingeholt werden. Dafür sind je nach Bundesland verschiedene Ämter bzw. Behörden zuständig. Sie müssen also zunächst einmal eruieren, bei welcher Stelle Sie die Genehmigung für den Brunnenbau beantragen können. Diese Stelle ist es dann auch, welche die entsprechenden Informationen zur Bohrtiefe geben kann. Die Lage des Grundwassers ist von Region zu Region teilweise deutlich unterschiedlich. Somit ist die Bohrtiefe für den Brunnen ein sehr wichtiger Wert, wenn es darum geht, die entsprechenden Werkzeuge und Materialien auszuwählen.

Der Rammbrunnen

Liegt die Genehmigung für den Brunnenbau vor, kann endlich mit den praktischen Arbeiten begonnen werden. Die am meisten gewählte Variante des Brunnens in Deutschland ist der sogenannte Rammbrunnen. Dieser besteht aus einem Stahlrohr, welches am unteren Ende mit einer Spitze versehen ist. Dort befindet sich außerdem ein Filter, der das Wasser direkt beim Eintritt in das Brunnenrohr zumindest grob vorfiltert.
Die Installation eines solchen Rammbrunnens ist relativ einfach, es bedarf lediglich einer großen Kraft. Mit dieser wird das Stahlrohr in den Boden gerammt bzw. eingeschlagen, und zwar so weit, bis es auf die grundwasserführende Erdschicht trifft.
Wichtig zu wissen ist, dass ein Rammbrunnen in der Regel für den Betrieb von WC oder Waschmaschine zu wenig Wasser liefert. Er sollte also insbesondere dann eingesetzt werden, wenn Sie mit dem Wasser aus dem Brunnen Ihren Garten bewässern möchten. Ein Rammbrunnen kann nur bis zu einer Tiefe von ca. sieben Metern angelegt werden. Liegen die grundwasserführenden Erdschichten tiefer, kommt diese Bauform nicht infrage. Auch der Untergrund muss für das Anlegen eines Rammbrunnens geeignet sein. Ist der Boden zu hart, lässt sich das Rohr oft nicht tief genug eintreiben.
Ein weiterer Nachteil des Rammbrunnens: Dadurch, dass das Wasser hier nur grob gefiltert wird und sich Stoffe wie Kalk oder Eisen an der Innenseite des Rohres ablagern, setzt sich dieses mit der Zeit zu. Daher muss das Brunnenrohr etwa alle fünf bis zehn Jahre (je nach Wasserqualität) erneuert werden, was wiederum Kosten verursacht.

Der Bohrbrunnen

Für wen ein Rammbrunnen aufgrund seiner Nachteile oder durch die Verhältnisse vor Ort bedingt nicht infrage kommt, der sollte sich mit dem etwas aufwändigeren Pendant beschäftigen, dem Bohrbrunnen. Diese Brunnenform kommt für alle infrage, die eine zuverlässigere und stärkere Wasserversorgung aus dem Brunnen benötigen.
Bohrbrunnen können im privaten Bereich heute bis zu einer Tiefe von etwa 20 Metern angelegt werden. So ist gewährleistet, dass der Brunnenschacht auf einen Erdbereich betrifft, der wesentlich mehr Grundwasser führt als in einer geringeren Tiefe. Der Nachteil dabei: Brunnen mit einer Tiefe von mehr als 7-8 Metern können nicht mehr selbst gebohrt werden, für diese Aufgabe ist ein Fachunternehmen zuständig. Dafür fallen selbstverständlich entsprechende Kosten an. Als Richtwert gilt: Pro Meter Brunnenbohrung muss bei einem professionellen Unternehmen mit Kosten von etwa 200.- Euro gerechnet werden, hinzu kommt das verwendete Material. Die Kosten für dieses sind sehr unterschiedlich, für einen einfachen Bohrbrunnen müssen jedoch bereits 800.- bis 1.000.- Euro eingeplant werden.
Die Vorteile des Bohrbrunnens liegen auf der Hand: Zwar sind die einmaligen Bau- und Installationskosten wesentlich höher als beim viel einfacheren Rammbrunnen, dafür erhalten Sie jedoch eine zuverlässige Wasserversorgung aus dem eigenen Garten auf unbestimmte Zeit. Dieses Wasser kann dann nicht nur zur Bewässerung der Pflanzen im Garten eingesetzt werden, sondern auch für die Spülung der Toilette, die Waschmaschine etc.

Der Schachtbrunnen

Die sogenannte Schachtbauweise wurde schon vor Jahrtausenden zum Bau von Brunnen angewendet. Dabei wird das Grundwasser nicht durch ein im Durchmesser relativ dünnes Rohr angezapft, sondern der Brunnen als großzügiger Schacht angelegt. Dies kann bis zu einer Tiefe von etwa zehn Metern geschehen.

Ist der Schachtbrunnen einmal angelegt, wird das Wasser nicht, wie bei Ramm- und Bohrbrunnen, mittels einer Pumpe direkt aus den Grundwasservorräten entnommen. Das Prinzip des Schachtbrunnens ist, dass der Schacht selbst als Reservoir für die Wasservorräte dient, er sich also selbstständig immer wieder mit Wasser füllt. Dieses Wasser kann dann nach Belieben entnommen werden.
Die Vorteile dabei: Für das Befördern des Wassers nach oben reicht bei einem Schachtbrunnen in der Regel eine sehr einfache Pumpe, während bei Rammbrunnen oder Bohrbrunnen leistungsstärkere und damit teurere Pumpen zum Einsatz kommen müssen. Gerade im Sommer ist ein Schachtbrunnen äußerst praktisch: Man kann die Nächte dazu nutzen, das Wasser im Brunnenschacht sammeln zu lassen, welches anschließend am Tage verbraucht wird, zum Beispiel zum Bewässern des Gartens. Mit den gesammelten Wasservorräten kann bei richtiger Bauweise auch eine WC-Spülung oder eine Waschmaschine betrieben werden.
Allerdings ist der Bau eines Schachtbrunnens bezüglich der Kosten für viele Privatnutzer nicht rentabel. In der Regel wird dieser heute aus vorgefertigten Betonringen konstruiert, trotzdem sollte mit Baukosten von mindestens 3.000-4.000 Euro gerechnet werden. Nach oben sind die Kosten freilich völlig offen, ganz nach den Wünschen des Erbauers bzgl. der Ausstattung und Optik.
Bei den Kosten für einen Schachtbrunnen kommt es darüber hinaus sehr stark auf die Bodenverhältnisse vor Ort an. Ist der Grund zu hart und schwer, sind wesentlich aufwendigere Ausschachtarbeiten erforderlich, was wiederrum die Kosten schnell in die Höhe treibt.

Fazit

Die drei hier genannten Brunnenmodelle erfüllen die Ansprüche fast aller Interessenten. Wer lediglich eine einfache Wasserversorgungsstelle sucht, beispielsweise für seine Pflanzen im Garten, für den reicht ein einfacher und preisgünstiger Rammbrunnen in den meisten Fällen aus. Soll es dagegen etwas aufwendiger sein und der Brunnen ist als Bestandteil der häuslichen Wasserversorgung eingeplant, so ist der Bohrbrunnen das richtige Modell. Mit ihm lässt sich eine dauerhafte Wasserversorgung auf dem eigenen Grundstück herstellen.
Wer es dagegen lieber traditionell mag, der wählt den klassischen Schachtbrunnen und genießt dessen Vorteile – zum Beispiel, dass sich der Brunnenschacht immer wieder selbstständig mit Wasser füllt und das kühle Nass somit nicht mehr mittels teurer Pumpen an die Oberfläche geholt werden muss. Für alle genannten Möglichkeiten gleichermaßen gilt: Der Brunnen im eigenen Garten ist eine tolle Sache, auf die fast niemand mehr verzichten will, der sie einmal hat.